Bus Linie 3 Richtung Bernstorffstrasse, Sonntag Abends

Na toll. Monate lang passieren die dollsten Sachen beim HVV fahren und ich philosophiere gedanklich in immer neuen Schleifen darüber, endlich diesen Blog einzurichten. Jetzt isser da und: Nischt is’!
Alles absolut im normalen, nicht erwähnenswerten Bereich.

Es nieselt. Der Bus ist feucht, der Abend wird wieder schneller dunkler. Der Restsonntag wabert träge seinem Ende entgegen.  Die Busfrequenz ist für das Wetter zu niedrig. Meine Ungeduld macht mich hibbelig. Ich plane aus Langeweile meine kommende Woche im Kopf vor und stelle fest, dass ich mal wieder mindestens zwei Leben brauche, um alles zu schaffen, was ich schaffen will. Chaos droht. Rettung naht. In der Erkenntnis, dass ich doch mittlerweile gelernt haben sollte, dass ich erfolgreich bin, wenn ich schon die Hälfte meines Planes gebacken kriege. Was die ganze Kopfluftblase wieder auf ein – machbares – Leben reduziert.

Mit neu gewonnener Bodenhaftung, und aus unerfindlichen Gründen zufriedener werdend, steige ich an der nächsten Haltestelle aus und ergebe mich auf dem Sofa, hin und her zappend, einem mittelalten James Bond und der aktuellen Tatort-Folge:

007 wird gefangen genommen, zu Madonnas Musik gefoltert, ausgetauscht, von M kaltgestellt. Jetzt nur noch James, der Doppelnull Status wurde ihm gerade aberkannt, befreit sich aus der Krankenstation, schwimmt nachts durch einen großen Fluss und läuft, wie Jesus, im offenen Pyjama, durch die Lobby eines asiatischen Nobelhotels, um sich an der Rezeption nonchalant einen Schneider, eine Flasche guten Wein und einen Frisör in die Präsidentensuite zu bestellen. Was für ein Opener!

Der Tatort dagegen ist sehr „hier und jetzt“. Das Ermittlerduo verstrickt sich in den Beziehungsgeflechten der zu observierenden Verdächtigen. Es ist auch dunkel. Das Wetter ebenfalls nicht gut und ebenfalls grau. Pärchen streiten und zerstören ihre Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit. Gefahr droht. Aber subtiler, realistischer, schleichender.

Ich kann schon bald nicht mehr folgen. Bin deprimiert und beschließe, meinem Fernsehüberlebenswillen nachgebend,  beim altbewährtem „geschüttelt und nicht gerührt“ zu bleiben. Der Fortgang der Geschichte ist immer nur eine Variation. Das Ende der „Intellektuellen Soap“ bekannt. Ich schlafe noch vor den Tagesthemen.

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